Hanf ist eine der ältesten Nutzpflanzen der Menschen und stammt ursprünglich aus Zentralasien.
Der Mensch verbreiterte den Nutzhanf aufgrund seiner vielseitigen Verwendung. Heute ist er, kultiviert oder verwildert, weltweit in den gemäßigten bis tropischen Zonen zu finden. Man unterscheidet Wildhanf, Kulturhanf und Indischen Hanf. Schon vor der christlichen Zeitrechnung erkannten die Chinesen den Wert der wohlschmeckenden Samen und Stängelverwendung als Faser. Die weiblichen Blütenstände nutzten sie in der Medizin gegen Malaria, Rheuma, zur Linderung bei Ohrenschmerzen, Wehenkrämpfen und nachgeburtlichen Schmerzsymptomen.
Hanfanbau in Deutschland:
Die ältesten Funde in Deutschland wurden im Raum Eisenberg in Thüringen 450 vor Christus entdeckt. In dieser Zeit diente die Hanfherstellung dazu, aus den widerstandsfähigen Stängeln Seile, Sehnen für Langbögen herzustellen sowie Hanfgewebe für Kleidungsstücke, Segeltuch und im 13. Jahrhundert Papier. 1920 entstand die erste Papiermühle in Nürnberg, bei dem die Hanfpflanze zum Einsatz kam.
Die Gutenbergbibel wurde übrigens 1455 auf Hanfpapier gedruckt.
Im 18. Jahrhundert wurde Hanf in Südwestdeutschland angebaut, erlag jedoch bis zum ersten Weltkrieg dem rentableren Tabakanbau und der Einfuhr von Sisal. Dazu kam die Hanfproduktion, besonders des Indischen Hanfes, zur Herstellung als Rauschmittel. Zum richtigen Zeitpunkt geerntet, enthalten die weiblichen Pflanzen einen hohen Gehalt an Tetrahydrocannabinol, eine gefährliche psychoaktive Substanz, welche im Drogenhandel als Cannabis und Marihuana verkauft wird.
1924 begannen Bemühungen, den Indischen Hanf als Drogengrundstoff unter Kontrolle zu stellen. Erst 1929 erteilte der Deutsche Reichstag ein Verbot des Cannabisbesitzes, 1982 verbot man das Hanf anbauen.
Herstellung und Produktion:
Erst in den neunziger Jahren wurden Faserhanfpflanzen mit einem THC-Gehalt weniger als 0,2 Prozent zugelassen. Seit 1996 ist auch in Deutschland Hanf anbauen unter bestimmten Voraussetzungen gestattet. Die Hanfherstellung ist für lizensierte Landwirte meldepflichtig, die Mitglied in der landwirtschaftlichen Sozialversicherung sind. Der Import von Rohhanf sowie Nutzhanfsamen ist lizenspflichtig und wird vom Deutschen Hanfverband überwacht.
Inzwischen steigt die Produktion von Nutzhanf weltweit, auch in Deutschland, weniger jedoch als möglich.
Strenge Regeln sind einzuhalten. In Neumünster in Schleswig-Holstein wird in einer Fußballfeld großen Halle mit vierundzwanzig Centimeter dicken Stahlbbetonwänden und zahlreichen Sicherheitsmaßnahmen Hanf zur medizinischen Nutzung angebaut. Damit möchte man Schmerzpatienten oder an Multipler Sklerose erkrankten Menschen helfen.
Ernte und Verwendung:
Die Ernte von Nutzhanf als Faserpflanze erfolgt mit Spezialmaschinen in der Zeit der Vollblüte der männlichen Blüten. Dies hängt von Anbaubedingungen und Sorten ab und findet Ende Juli bis September statt. Die Ernte für die Produktion von Hanföl beginnt im September. Mit speziellen Mähdreschern, die nur den oberen Teil der Pflanzen abschneiden, werden die Samen geerntet. Sie haben einen hohen Fettgehalt und finden Verwendung nicht nur in Körnerfuttermischungen für Vögel, Meerschweinchen und Kaninchen und sorgen bei Jungtieren für schnelles Wachstum. Inzwischen sind sie auch Bestandteil von Biomüslis und werden gleichfalls in Form von Hanfmehl oder Hanfprotein im Biolebensmittelhandel angeboten. Ein Teil der Samen wird zu Hanföl gepresst.
Aus den vegetativen, nicht blühenden Sprossen werden Fasern. Sie übertreffen die Baumwollfaser aufgrund ihrer hervorragenden Widerstandsfähigkeit und Recycelbarkeit.
Hanf dient auch als Dämmstoff beim Hausbau, ebenso als Basis für Farben, Lacke und Waschmittel und zur Herstellung bestimmter Papiere. Bei der Produktion von Hanffasern entsteht ein Nebenprodukt, Schäben genannt. Sie dienen dank seiner hohen Absorptionsfähigkeit und Kompostierbarkeit als Einstreu.
Grund genug, die Hanfproduktion zu erweitern und gleichzeitig eine schwierige Aufgabe, die Drogenherstellung zu verhindern.